Theatermacher und Schauspieler Robert Hossein verstorben
Der vielseitige Künstler, Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter Robert Hossein ist am 31. Dezember im Alter von 93 Jahren verstorben.
Als Sohn eines iranischen Komponisten und einer ukrainischen Schauspielerin und Pianistin wurde Robert Hossein in Paris in eine Künstlerfamilie geboren und entschied sich früh für eine künstlerische Laufbahn. Schon als Kind nahm er Schauspielunterricht bei Tania Balachova und René Simon. Trotz der entmutigenden Rückmeldungen, die er erhielt, beharrt er auf seinem Weg: "Als ich als Schauspielschüler anfing, wurde mir vorausgesagt, dass ich unter einem schlechten Stern geboren wurde, da ich weder blaue Augen hatte, noch blond, noch jung war, mit einer seltsamen Stimme auftrat und auch einen seltsamen Körperbau hatte", erzählte er France Culture. Hossein brach seine Schulausbildung nach dem Hauptschulabschluss ab und eignete sich auf eigene Faust eine solide künstlerische Bildung an, indem er in lokale Kinos ging und auf wichtige Persönlichkeiten im St-Germain-des-Prés der Nachkriegszeit traf.
Er spielte auch in Filmen wie "Le Diable boiteux" von Sacha Guitry, der ihm damit seine erste Filmrolle 1948 ermöglichte. Nach und nach wurde er selbstbewusster, vor allem nachdem ihn sein Auftritt in "Du rififi chez les hommes" von Jules Dassin einem breiten Publikum bekannter machte. Während man sich an seine Rolle in "Angélique, Marquise des anges" erinnert, sollte man wissen, dass Hossein große Filmemacher der damaligen Zeit frequentierte und u.a. mit Roger Vadim, Henri Verneuil, Gérard Oury oder in jüngerer Zeit mit Tonie Marshall und Claude Lelouch drehte.
Schließlich fühlte er sich dem Métier des Regisseurs hingezogen und brachte 1955 seinen ersten Film "Les salauds vont en enfer" raus, woraufhin das nächste Werk "Pardonnez nos offenses" folgte. Später verwirklichte er "La Nuit des espions", "Le vampire de Düsseldorf" oder eine Adaption von Victor Hugos "Les Misérables", die 1982 in die Kinos kam.
Robert Hossein gründete 1970 das Théâtre populaire de Reims mit dem Ziel, die großen Klassiker der Literatur einem möglichst breiten Publikum zugänglich zu machen. Dazu ließ er sich von dynamischen, effektvollen und grandiosen Inszenierungen der 7. Kunst inspirieren, die er auf die Welt des Theaters übertrug: "Theater, wie Sie es im Kino nie sehen werden", sagte er einst.
Seine Megaproduktionen waren mit 300.000 bis 700.000 Zuschauern pro Show ein phänomenaler Erfolg. Wenig später inszenierte er auch große interaktive Shows im Pariser Palais des Sports und Palais des Congrès wie z.B. "Panzerkreuzer Potemkin", "Notre-Dame de Paris", "Les Misérables", "Julius Cäsar", usw. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, weitere schlichte Produktionen auf die Beine zu stellen. Darunter waren u.a. "La Maison de Bernarda Alba" und "Hernani" an der Comédie Française und "Crime et Châtiment", "Cyrano de Bergerac" oder "Huis Clos" am Théâtre Marigny, wo er auch als Direktor fungierte.
Das Bestreben Hosseins war es immer, ein "Theater im Dienste der Menschheit" zu bieten, das nicht nur für eine privilegierte Minderheit, sondern für alle Menschen zugänglich. Einst sagte er: "Ich spreche in erster Linie die Sensibilität des Publikums an. Mein Ziel ist es, es zu bewegen, um es dann zum Nachdenken zu bringen, und nicht umgekehrt. Der Weg, den ich gehe, führt vom Herzen zum Kopf, nicht andersrum".
Quellen:
Marc Fourny, "Robert Hossein, le géant du théâtre populaire, est mort", Le Point, 31/12/2020
Maxime Tellier et Pauline Petit, "Mort de Robert Hossein, grand acteur, grands succès, grand spectacle", France Culture, 31/12/2020